Tuesday, 12 January 2021

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WhatsApp gibt künftig Daten an Facebook

Mit dem neuesten Update des Messengers WhatsApp macht die Facebook-Tochter auf eine wesentliche Änderung aufmerksam: Ab 8. Februar werden Daten mit Facebook geteilt, Nutzerinnen und Nutzer müssen dafür ihre Zustimmung geben – andernfalls können sie WhatsApp nicht mehr verwenden. In Europa gelten aufgrund der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) andere Regeln, wie der Konzern klarstellte.


Mit mehr als zwei Milliarden Nutzerinnen und Nutzern steht WhatsApp bei den Messenger-Diensten unangefochten an der Spitze. Seit der letzten Aktualisierung grüßt die App mit einem Hinweis, dass der Messenger-Dienst seine Datenschutzrichtlinie anpasst.

Wer die Meldung mit dem Klick auf „Zustimmen“ quittiert, willigt ein, seine Daten ab Februar an die Konzernmutter Facebook weiterzuleiten. Wie das Entwicklerportal XDA-Developers berichtet, werden etwa Informationen wie die eigene Telefonnummer, IP-Adresse und Nutzungsdaten der App an das Soziale Netzwerk weitergegeben.

In Europa werden diese Regeln nicht gelten, wie Niamh Sweeney von WhatsApp auf Twitter schrieb – das verhindert auch die DSGVO, die die Datenweitergabe an Dritte streng regelt. Dennoch greift WhatsApp auf Dienste der Konzernmutter zurück und teilt Informationen mit ihnen, heißt es in der Datenschutzrichtlinie. Wie Sweeney schreibt, sollen die neuen Regeln dazu dienen, „klarere, detailliertere Informationen“ zu bieten, „wie und warum Daten“ verwendet werden.

Facebook will Daten auch für Werbung nutzen

Nachrichten, die via WhatsApp geschickt werden, sind davon nicht betroffen – sie sind verschlüsselt, das Facebook-Unternehmen hat darauf keinen Zugriff. Dennoch ist das eine tiefgreifende Änderung in den Messenger-Dienst, der 2009 gegründet wurde und rasant an Popularität zulegte. 2014 wurde WhatsApp dann von Facebook gekauft.

Facebook will diese Daten dazu nutzen, seine „Dienste zu verbessern“ und auch das Kerngeschäft auszubauen: „Relevante Angebote und Anzeigen in Produkten des Facebook-Konzerns“ anzuzeigen heißt es dazu in der Datenschutzerklärung des Unternehmens. Mit der Änderung der Datenschutzrichtlinie ist nun der Weg für das Soziale Netzwerk frei, Daten von Facebook, Instagram und WhatsApp zusammenzuführen – und damit wohl noch ein genaueres Profil seiner Nutzerinnen und Nutzer zu generieren.

Richtungswechsel bei WhatsApp

Mit der Annäherung an Facebook will das Unternehmen WhatsApp offenbar auch geschäftlich relevanter machen: Bisher verzichtete Facebook ja auf Werbung in der App, und hauptsächlich wurden große Unternehmen, die automatisiert Nachrichten per WhatsApp verschicken, zur Kasse gebeten. Schon im Oktober wurde angekündigt, dass für Geschäftskunden bei WhatsApp künftig bei einigen Funktionen Kosten anfallen. Zudem soll die Verknüpfung von Unternehmen auch per Facebook ihre WhatsApp-Chats verwalten können – der Fokus auf Geschäftskunden wird mit diesem Schritt wohl nun noch verstärkt.



Zahlreiche Alternativen auf dem Markt

Wer die neuen Nutzungsbedingungen nicht akzeptieren will, wird künftig wohl auf andere Dienste ausweichen müssen. Dienste wie Signal und Threema werben mit einem Fokus auf Sicherheit und Datenschutz – und tatsächlich ist allein die Datenschutzrichtlinie von Signal deutlich überschaubarer als jene von WhatsApp.

In der Praxis ist der Umstieg aber nicht immer einfach – oft sind es Familienmitglieder und andere Kontakte, die man ebenfalls zum Umstieg bewegen muss. Zwar bieten andere Apps oft genauso viele Funktionen – doch das allein dürfte einige noch nicht vom Umstieg überzeugen.

Apple legt Facebook-Datensammlung offen

Doch Datenschutz ist bei Facebook und WhatsApp nun schon seit Jahren ein besonders heikles Thema. Erst im Dezember machte Apple durch ein Update des Betriebssystems sichtbar, welche Daten Apps wie WhatsApp auf Smartphones sammeln und mit dem Anwender verknüpfen. Schaut man in den App-Store, werden Daten wie der Aufenthaltsort, Zahlungsdaten, Nutzungsstatistiken und Kontakte gesammelt – und mit den Usern verknüpft. Facebook übte vor dem Update deshalb scharfe Kritik an Apple, die eine solche verpflichtende Offenlegung freilich nicht begrüßten.

Monopolklage gegen Facebook in den USA

Unterdessen steht Facebook im neuen Jahr wohl vor großen Hürden: Im Dezember klagte die US-Regierung und 48 Bundesstaaten den Konzern wegen des Vorwurfs des unfairen Wettbewerbs. Die Bundeshandelskommission (FTC) und eine überparteiliche Allianz von Bundesstaaten warfen dem Konzern in ihren Klagen vor, illegal ein Monopol aufgebaut zu haben. Angeprangert werden unter anderem die Übernahmen des Fotodienstes Instagram im Jahr 2012 und des Chatdienstes WhatsApp 2014.

Die FTC beschuldigt Facebook, durch solche Zukäufe eine „systematische Strategie“ verfolgt zu haben, um Bedrohungen des eigenen Monopols auszuschalten. In der Klage wird als mögliche Maßnahme vorgeschlagen, Facebook zum Verkauf einzelner Geschäftsbereiche zu zwingen. Doch in den vergangenen Jahren rückte vor allem Instagram näher an Facebook heran – mit der jetzigen Annäherung von WhatsApp an die Konzernmutter wäre eine Aufspaltung wohl ein enormes Hindernis für den Konzern.





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